Outsourcing4work

REMOTE-BEFAeHIGT

Remote befähigt

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Khalid Nadeem Arif ist Gründer, CEO und schwerbehindert. Seine Firma führt er erfolgreich vom Krankenbett aus. Möglich macht das eine ortsungebundene Unternehmensstruktur, durch die auch seine Angestellten flexibel arbeiten.


Die Geschichte von Khalid Nadeem Arif ist vor allem durch ungebremste Zielstrebigkeit geprägt. 1969 in Pakistan geboren, immigrierte er als Teenager zunächst nach Schweden und mit 16 nach Deutschland. Bereits mit 24 wurde er zum Unternehmer. Heute leitet er das Personaldienstleistungsunternehmen Outsourcing4work (Eigenschreibweise: Outsourcing4work), spezialisiert auf die Vermittlung von IT-Fachkräften aus Indien. 2007 erkrankte Khalid Nadeem Arif schwer an ME/CFS (siehe Infokasten Seite 34). Hinzu kam im Laufe der Zeit ein chronisches Schmerzsyndrom und Schlafapnoe. Inzwischen muss Arif im Liegen arbeiten. Doch all das hinderte ihn nicht, sein Unternehmen zu führen und weiter auszubauen.

Arif konnte nicht mehr zur Arbeit kommen, also suchte er sich andere Wege. Er verlegte seinen Arbeitsplatz in die eigenen vier Wände und baute Outsourcing4work über die vergangenen Jahre zu einem Full-Remote-Unternehmen aus: „Es gibt weder örtliche Bindung noch feste Arbeitszeiten. Nur an den vereinbarten Online-Meetings müssen die Mitarbeitenden teilnehmen, sonst können sie ihre Arbeitszeiten selbst einteilen“, so Arif. Für Arif spielt es keine Rolle, von welchem Ort aus seine derzeit über hundert Mitarbeitende ihrer Arbeit nachgehen. Diese Einstellung ermöglicht ihnen auch privat eine extrem hohe Flexibilität – darauf legt das Unternehmen besonders viel Wert. Es beschäftigt derzeit Menschen aus 17 verschiedenen Ländern. Da der Personaldienstleister bereits auf Remotearbeit eingestellt in die Corona-Krise hineinging, dämpfte diese auch nicht den unternehmerischen Erfolg: Laut Arif konnte er seine Belegschaft noch im Jahr 2020 verdoppeln.

HR setzt die Strukturen auf


Sandra Hand, CHRO von Outsourcing4work, schildert den Wandel hin zur völligen Ortsunabhängigkeit: „Wir konnten unsere Prozesse langsam dezentralisieren und an die neue Arbeitsweise anpassen. In den vergangenen Jahren haben wir so eine eingespielte digitale Infra- und Kommunikationsstruktur geschaffen.“ Die praktisch technische Umsetzung erfolgt durch die entsprechende Ausstattung aller Mitarbeitenden und der Nutzung von cloudbasierter Software. „Wir nutzen die Vorteile des Cloud-Computing, um unseren Mitarbeitenden diese hohe Flexibilität zu ermöglichen. Wir können weltweit mit den gleichen Systemen und Tools zusammenarbeiten und uns vernetzen“, so Hand. Ein derartiger Wandel geschieht jedoch nicht über Nacht. Sandra Hand auf die Frage, wie lange der Wandel zu Full Remote dauerte: „Da sich die Prozesse aufgrund der Erkrankung von Khalid Nadeem Arif langsam in unserem Unternehmen implementieren konnten, haben wir keinen genauen Stichtag, ab wann wir komplett remote waren- schätzungsweise vor 10 Jahren. Die Umstellung war ein fortlaufender Optimierungsprozess.“

Kräfte optimal nutzen


Ein CEO, der nicht am Schreibtisch sitzt – geht das überhaupt? Ja, meint Khalid Nadeem Arif, und zwar durch seine Kombination von Full Remote und einer sehr pragmatischen Arbeitseinstellung: Das Tagesgeschäft sowie alle Kundentermine, die an Zeiten gebunden sind, hat er an seine Mitarbeitende übertragen. Er selbst kümmert sich um die strategischen Aufgaben im Unternehmen. Arif kommuniziert schriftlich über Smartphone, Tablet und Laptop, da ihn das Sprechen zu viel Kraft kostet. Er hat viel Zeit und möchte diese nutzen: „Ich bin in der glücklichen Lage, trotz meiner Einschränkungen einer sinnvollen und produktiven Tätigkeit nachgehen zu können. Mein Unternehmen war schon immer meine Arbeit und mein Hobby“. Auch in den Nachtstunden, in denen er wegen seiner Krankheit nicht schlafen kann, arbeitet er: „Gesunde Menschen können sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie lang ein Tag und noch länger eine Nacht sein kann, wenn man nichts unternehmen kann und fast die ganze Zeit im Bett liegen muss.“

Für Outsourcing4work ist der Weg zu Full Remote nicht zu Ende. Geschäftsführung und HR arbeiten daran, das Unternehmen weiter auszubauen und noch flexibler zu gestalten. Sandra Hand: „Wir versuchen stets unsere Prozesse und Systeme zu überdenken und streben einen ständigen Verbesserungsprozess in allen Bereichen an“. (ahw)


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