Indien gilt seit Jahrzehnten als Lokomotive unter den Volkswirtschaften. Jedes Jahr wächst das Bruttoinlandsprodukt auf dem Subkontinent um durchschnittlich fünf bis sechs Prozent. Wirtschaftprognosen gehen sogar davon aus, dass der Zuwachs in den kommenden zehn bis fünfzehn Jahren noch deutlich ansteigen wird und die Zehn-Prozent-Marke bei Weitem überschreitet.
Einer der wichtigsten indischen Wachstumsmotoren ist das offshore Outsourcing von IT-basierten Dienstleistungen (kurz ITO) und IT-gestützten Geschäftsprozessen (kurz BPO). Indien nimmt mit etwa 55 Prozent seit Jahren den Löwenanteil am weltweiten Outsourcing Markt bei ITO und BTO ein und liegt damit deutlich vor anderen Niedriglohnländern wie China, Russland und den Philippinen. Darüber hinaus ist Indien Outsourcing Weltmeister, wenn es um den Export von Software geht. 95 Länder weltweit nutzen indische Software und IT-Spezialisten.
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Die Gründe für Indiens Aufstieg zur weltweit führenden IT offshore Outsourcing Nation sind vielfältig. Insbesondere das Humankapital stellt auf dem Subkontinent eine schier unerschöpfliche Ressource dar. Jedes Jahr absolvieren etwa 3,1 Millionen hochqualifizierte Fachkräfte die Universität, von denen sich etwa 500.000 in Ingenieurswissenschaften qualifizieren und potenziell auf dem Outsourcing Markt verfügbar sind. Einige von ihnen werden in einem der sieben Indian Institutes of Technology (IIT) oder in einem der sechs Indian Institutes of Management (IIM) ausgebildet. Diese Institute zählen zu den besten Ausbildungsstätten in Süd- und Südostasien. Ferner leben in Indien mehr als 2,5 Millionen etablierte, anglophone IT-Spezialisten, die bereits seit Jahren und Jahrzehnten als offshore Mitarbeiter für internationale Unternehmen tätig sind.
Ein weiterer, großer Vorteil der indischen IT Outsourcing Industrie besteht darin, dass die Fachkräfte zu deutlich niedrigeren Löhnen arbeiten als ihre europäischen und US-amerikanischen Kollegen. Während deutsche IT-Spezialisten durchschnittlich 50.000 bis 60.000 Euro pro Jahr verdienen, liegt der Lohn eines indischen IT-Angestellten mit mehrjähriger Berufserfahrung bei etwa 6.500 Euro jährlich. Indische Berufseinsteiger verdienen hingegen um die 4.000 Euro pro Jahr.
Neben den Lohnkosten und dem Humankapital sind die Outsourcing Gesamtkosten ein entscheidender Faktor, warum sich Indien als das IT Back Office der Welt etabliert hat. Mit etwa 7.200 Euro (Quelle: Deutsche Bank Research „Outsourcing nach Indien: der Tiger auf dem Sprung“) Gesamtkosten pro Mitarbeiter im Jahr, inklusive Steuern und Infrastrukturkosten, ist Indien immer noch deutlich rentabler als andere Outsourcing Nationen. Denn die Gesamtkosten für einen chinesischen IT-Spezialist belaufen sich auf 10.000 Euro jährlich, für einen malaysischen sogar über 13.000 Euro. (Quelle: Deutsche Bank Research „Outsourcing nach Indien: der Tiger auf dem Sprung“) Durch Outsourcing sparen Unternehmen so mindestens zwanzig bis vierzig Prozent der anfallenden Kosten ein.
Die Zukunft des IT-Outsourcings liegt in Indien
Der Aufschwung des IT-Sektors begann in den 1990er Jahren. Begünstigt durch die Wirtschaftsreformen haben sich in Indien zahlreiche IT-Zentren herausgebildet, wodurch das Land auch für ausländische Investoren und Outsourcing zunehmender attraktiver wurde. Besonders in den Großstädten Mumbai, Neu Delhi, Bangalore, Chennai und Hyderabad hat sich in den letzten zwanzig Jahren ein global bedeutender offshore Outsourcing Sektor herausgebildet, der auf IT-basierten Dienstleistungen und IT-gestützten Geschäftsprozessen spezialisiert ist.
In den kommenden Jahren ist ein weiterer Anstieg der globalen Nachfrage nach kostengünstigen und hochqualifizierten IT-Spezialisten zu erwarten, was Indiens Wirtschaft besonders zugute kommen wird. Konkurrenz aus anderen Outsourcing Nationen begegnet der Subkontinent mittlerweile proaktiv, indem das Bildungssystem weiter ausgebaut wird und qualifiziertes offshore Personal für die indische Outsourcing Industrie aus Bangladesch und Pakistan rekrutiert wird.